Vorurteile Adipositas
 

Vorurteile gegenüber dicken Menschen

Mit freundlicher Genehmigung PD Dr. med R. Steffen, Bern & PD Dr. F. Horber, Winterthur

Alle kennen wir die Vorurteile gegenüber den dicken Menschen. Wenn man einen dicken Menschen irgendwo sieht, laufen die Mechanismen in den meisten Köpfen automatisch ab und die Erscheinung eines Dicken wird assoziiert mit Faulheit, Trägheit, Unintelligenz, Unsauberkeit, Willensschwäche. Keines dieser Vorurteile ist nur einigermassen haltbar. Wenn der Wille zur Essensbeschränkung nicht vorliegt, ist das die Folge des viel stärkeren Selbsterhaltungstriebes, dem sich jegliche Willensleistung unterordnet.

Die Reduktionsdiäten, die alle Übergewichtigen schon hinter sich haben, sind vielmehr Beweis für einen ausserordentlich starken Willen, denn diese Reduktionsdiäten richten sich doch gegen diesen (kranken) Selbsterhaltungstrieb. Darin liegt auch die Erklärung, dass fast immer abgehungertes Gewicht im Verlaufe eines Jahres wieder zugelegt und meistens noch übertroffen wird (Jojo-Effekt). Dies wird verstärkt dadurch, dass bei einer Abmagerungskur der Stoffwechsel in einen Sparzustand geht, den so genannten Hungerstoffwechsel. Dabei ist der 24 Stunden Kalorienverbrauch reduziert und namentlich auch die Fettverbrennung gegenüber dem Normalzustand eingeschränkt. Wenn in diesem Zustand der Patient wieder mit dem normalen Essen beginnt, trifft die Nahrung dann eine Mangelsituation an und die Enzyme der Fettzellen lauern förmlich auf Fettangebote, um die Depots so schnell wie möglich wieder aufzufüllen.

Die Vorurteile führen zu mannigfachen Behinderungen, Demütigungen, zu Einsamkeit der Betroffenen und zur Isolation in der Gesellschaft. Die übergewichtigen Menschen werden als Behinderte nicht anerkannt und müssen mannigfaltige Diskriminierungen in Kauf nehmen. Es ist natürlich abhängig von der Persönlichkeit des einzelnen, wie er sich damit auseinandersetzt. Männer kommen damit besser zu Gange als Frauen, vielleicht deshalb weil der dicke Mann in der Gesellschaft besser akzeptiert ist als die dicke Frau. In vielen Kleinigkeiten des Lebens sind die übergewichtigen Menschen eingeschränkt, dies beginnt häufig schon im Schulalter.
In der Tat sind die Vorurteile gegenüber Dicken in unserer Gesellschaft überwältigend.
Hier ein paar Beispiele:

Im Schulalter:

Ein Grossteil der krankhaft übergewichtigen ist bereits im Schulalter dick. Diese Kinder leiden nicht nur unter den Hänseleien der Mitschüler, sondern werden auch häufig von Lehrkörpern bewusst oder unbewusst zurückgestellt. Viele werden im Turnen herumgehetzt und so zum Gespött aller Anwesenden, inklusive des (Schlanken) Lehrers. Kinder unter 6 Jahren bezeichnen ein dickes Kind auf einer Zeichnung als „faul, dreckig, dumm, hässlich, als Betrüger und als Lügner“. Das gezeichnete dicke Kind wurde im vergleich mit einem „normalen“ Kind, einem Kind mit fehlenden Händen oder einem Kind mit Entstellungen im Gesicht als am wenigsten liebenswert bezeichnet. Besonders tragisch: sogar dicke Kinder kamen zu der Gleichen Rangfolge! Dies wiederholt sich bei den männlichen Übergewichtigen dann im Militärdienst. Ein besonders trauriges Kapitel einer solchen Tragödie, die mit dem Tod des Herumgehetzten endete, machte etwa vor Jahresfrist Schlagzeilen.

Diskriminierung an der Arbeitsstelle:

Darüber gibt es etliche Untersuchungen und die Diskrimination liegt auf der Hand: wenn befragt gaben Arbeitgeber an, das sie übergewichtige Angestellte als weniger Leistungsfähig betrachten gegenüber Normalgewichtigen. Übergewichtige Bewerber für eine Arbeitsstelle wurden als weniger zuverlässig und als häufiger „krankfeiernd“ als schlanke Bewerber bewertet.

In einer Studie wurden auf Video aufgenommene Bewerbungsgespräche untersucht und Dicke mit schlanken Bewerbern mit gleicher Qualifikation wurde in fast allen Fällen der Vorzug gegeben. 44% der Arbeitgeber gaben an, das sie übergewichtige Menschen nur sehr ungern anstellen würden, 16% sagten, das sie eine übergewichtige Person unter keinen Umständen unter Vertrag nehmen würden. Eine Studie bewertete die Gehaltsaussicht von Dicken und kam zum Schluss, das pro Kilo Fett Übergewicht ca. 2000 Dollar pro Jahr an Gehalt verloren gehen.

Nachteile in der Partnersuche

Auch hier werden übergewichtige Menschen diskriminiert, die Wahrscheinlichkeit einer festen Beziehung, respektive Ehe ist deutlich geringer als bei Normalgewichtigen, wobei die dicken Frauen noch mehr benachteiligt sind als die dicken Männer (20% gegenüber 11% weniger Wahrscheinlichkeit zu heiraten).

In einem Interview mit Studenten waren Kokainsüchtige, Ladendiebe oder körperliche Behinderte begehrenswerter als Partner als Übergewichtige.

Vorurteile unter der Ärzteschaft:

Auch hier machen die Vorurteile nicht halt. Viele Ärzte teilen die Meinung der Laien bezüglich Übergewichts und behandeln die Patienten entsprechend. Eine Gruppe von Ärzten wurde befragt; sie konnten die Antwort anonym eingeben. Sie beschrieben ihre dicken Patienten als willensschwach, hässlich und unangenehm.

Übergewichtig sein ist eine schreckliche Last. Die meisten Menschen glauben, das Dicksein Ausdruck von Fressucht und Willensschwäche ist und insgesamt der Spiegel des persönlichen Versagens. Dabei tragen die Übergewichtigen eine Erbkrankheit mit sich herum, eine Krankheit, die genauso schicksalhaft ist wie zum Beispiel die Zuckerkrankheit.
Ich möchte an dieser Stelle ein oft gehörtes Vorurteil kommentieren: die Dicken sind nicht dick, weil sie psychisch krank sind, sondern häufig vielmehr umgekehrt: viele Dicke werden psychisch krank, weil sie dick sind. Diese Aussage ist durch etliche amerikanische, skandinavische und eigene Studie belegt.

Die meisten Dicken lieben das „Fressen“ schon lange nicht mehr. Ganz im Gegenteil: die stete Gegenwart von Schuldgefühlen lässt das Essen zum negativen Lebenszentrum werden. Sie haben „Gloscht“, wehren sich eine Weile, dann geben sie nach und schlagen sich voll. Hinterher kommt der Katzenjammer des „versagt haben“ und dies täglich!

Folgekrankheiten des krankhaften Übergewichtes

Das Vorhandensein resp. Die Angst vor dem Übergewicht assoziierten Krankheiten ist für manchen morbid Adipösen die Hauptmotivation zur Operation.
Jede krankhafte Veränderung, die mit zunehmenden Übergewicht schlimmer und durch Gewichtsverlust verringert wird, ist als Folgekrankheit zu betrachten. Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Gicht, Überbelastung der Gelenke mit Arthrose, Überbelastung des Rückens, Atemnot und Schlafstörung (Schlaf-Apnoe) und nicht zuletzt Hautinfektionen treten reihenweise mit zunehmenden Übergewicht auf. Das Blutvolumen nimmt zu und belastet das eher schwächere Herz chronisch.
Unter den genannten Folgekrankheiten bildet das so genannte tödliche Quartett eine Einheit, das so genannte metabole Syndrom: Diabetes, hoher Blutdruck, erhöhter Fettspiegel im Blut und Fettsucht, denn sich stellen die vier der fünf Hauptrisikofaktoren (Rauchen ist die fünfte) für den Herzinfarkt dar. Die Gewichtsreduktion hilft ganz entscheidend, diese Krankheiten zu bessern, gar zu heilen.
Auch gewisse Krebskrankheiten kommen bei den Übergewichtigen häufiger vor. Männer im Alter zwischen 19 – 39 Jahren, die mehr als 115 kg wiegen, weisen ein fast 200% höheres Sterberisiko auf als Schlanke.

Mit Zunahme des Gewichtes steigen die Sterblichkeitsraten fast parallel. Das Übergewicht übt auch einen vernichtenden Einfluss auf den Organismus aus und raubt vor allem schon den jungen Menschen die Lebensqualität und vermindert nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Jahre der Produktivität. Ganz im Gegensatz zu der Vorherrschenden Meinung sind die meisten der Dicken Patienten nicht glücklich, sondern sie leiden unter den sozialen, psychologischen und auch wirtschaftlichen Problemen.

Schlank sein = länger leben, aber schlank sein durch Rauchen ist gesundheitsschädigend!
Viele glauben oder haben gehört, das ein bisschen übergewichtig sein gesund und die Lebenserwartung normal sei. Diese Schlussfolgerung ist aus folgenden Gründen falsch:Raucher sind meistens dünner, aber sterben früher als Nichtraucher. Der Grund, weshalb sie früher sterben, liegt im Nikotinmissbrauch, und nicht daran, das sie dünn sindKrebspatientinnen sind ebenfalls trendmässig dünn, aber wiederum: es ist der krebs, der das Leben verkürzt und nicht die Tatsache, untergewichtig zu seinDieses Problem ist in den meisten Studien nicht beachtet worden, diese Studien haben Raucher, Ex-Raucher oder Patientinnen mit Krebs nicht ausgeschlossen.

Wenn diese Studien dann darauf schliessen, das dünn sein das Leben verkürzt, haben sie in Wirklichkeit herausgefunden, das Menschen, die dünn sind, weil sie rauchen oder krebs haben früher sterben!

Eine Studie von 1993 schloss Ex-Raucherinnen und Krebspatientinnen aus und kamen zum Schluss, das die gesunden Schlanken am längsten lebten. Ganz besonders eindrücklich sind die Ergebnisse einer sehr berühmten nordamerikanischen Studie, das so gar geringes Übergewicht das Risiko, sm Herztod zu sterben verdoppelt. Bei krankhaft Übergewichtigen erreicht nur eine von sieben Patientinnen die normale Lebenserwartung.
Raucher haben eine höhere Fettverbrennung als Nichtraucher, deshalb nehmen Menschen, die aufhören zu rauchen zu, wenn sie nicht gleichzeitig kalorienreduziert (Fett!) essen. Viele Patientinnen rauchen, um abzunehmen. Sie treiben damit wirklich den Teufel mit dem Beelzebub aus und handeln sich ein dadurch hohes Krebsrisiko ein.

 

by http://www.magenbypass-magenband.ch/adipositas/diefolgen/index.php


 



Vorurteil eins: Dicke sind faul und doof

"Dicksein ist 'ne Quälerei" – singt der dünne Hering Marius Müller-Westernhagen in seinem Song über Dicke. Und in der Tat leiden Fettleibige – in Deutschland gelten 40 Prozent der Bevölkerung als übergewichtig - nicht nur an den gesundheitlichen Folgen ihrer Körpermasse, wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Adipöse Menschen sind zudem Stigmatisierungen und Diskriminierungen in verschiedenen Lebensbereichen ausgesetzt, beispielsweise im Bildungswesen, am Arbeitsplatz oder im Gesundheitswesen. Nach Untersuchungen aus den USA werden stark übergewichtige Personen als willensschwach, faul und weniger intelligent eingestuft. Für einige Experten leiden dicke Menschen stärker unter gesellschaftlicher Diskriminierung als unter den Folgen ihrer Krankheit.

Bereits im Kindes- und Jugendalter entstehen manifeste Vorurteile gegenüber dicken Gleichaltrigen. Kinder können grausam sein: Dicke Kinder werden gehänselt, ausgeschlossen und diskriminiert, denn sie fallen durch ihre Körperfülle auf, häufig aber auch durch ihre Bewegungseinschränkungen, sie fallen einfach aus dem Rahmen, wenn es um Schönheitsideale geht – und leiden darunter.

Die Tübinger Forscher Prof. Ansgar Thiel und Manuela Alizadeh vom Institut für Sportwissenschaft und Prof. Stephan Zipfel von der Abteilung Psychosomatik der Medizinischen Universitätsklinik untersuchten in einer Befragung von rund 450 Schülern im Alter von zehn bis 15 Jahren die Vorurteile, die sie gegen dicke Kinder und Jugendliche hegen. Das Resümee der Studie Stigmatisierung adipöser Kinder und Jugendlicher durch ihre Altersgenossen überrascht nicht: Dicke Kinder werden in ihrem sozialen Umfeld mit massiven Vorurteilen konfrontiert. Ihre normalgewichtigen Altersgenossen stehen ihnen auffallend häufig ablehnend gegenüber. Viele Kinder und Jugendliche finden fettleibige Gleichaltrige weniger sympathisch und oft schätzen sie diese auch als fauler und dümmer ein als normalgewichtige Kinder oder Jugendliche. Adipöse Kinder wurden am seltensten als Spielkameraden ausgewählt, so das Ergebnis der Studie.

Vorurteil zwei: Dicke sind selber Schuld

Was denken Deutsche über Dicke? Marburger Forscher befragten unter der Leitung von Prof. Dr. Elmar Brähler in einer repräsentativen Umfrage 1000 Bundesbürger. Ihre Quintessenz: 85 Prozent der Befragten gaben an, dass „Dicke selbst Schuld sind – sie essen zu viel und bewegen sich zu wenig". Fast ein Viertel der Befragten äußerte eindeutig stigmatisierende Einstellungen. Nur etwa 20 Prozent lehnen eine pauschale negative Beurteilung von adipösen Personen ab. Eine Ursache für die bedenkenlos gestreuten und populären Vorurteile ist, dass in der Öffentlichkeit bislang zu wenig bekannt sei, wie komplex das Übergewichtsproblem eigentlich ist. Dabei spielten bei Adipositas Faktoren wie Gene, Lebensumfeld und Lebensstil eine große Rolle. Wer die Ursachen einer Adipositas vor allem im individuellen Verhalten sucht, neigt auch eher zu Vorurteilen, schlussfolgerten die Marburger Forscher. Die erfreuliche Nachricht der Untersuchung: Aufklärung schwächt die Anfälligkeit für Vorurteile. In einem Experiment der Nachwuchsforschergruppe wurden 130 Studenten über die Zusammenhänge und Entstehung von Übergewicht und die damit verbundene Stigmatisierung informiert. Je größer das Wissen über Adipositas und die verbreiteten Vorurteile, desto geringer fielen die stigmatisierenden Einstellungen aus. Die Forscher wollen diesen Ansatz um Aufklärung und Information weiter verfolgen und verschiedene Strategien zur Reduktion des Adipositasstigmas entwickeln und testen.


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